Buch: „Als Frank sterben mußte“

Leonore Matouschek

„Als Frank sterben mußte“ ist das berührende Tagebuch einer Mutter, die ihren sechsjährigen Sohn bei einem Verkehrsunfall verlor. Taschenbuch, 194 Seiten

Leonore Matouschek: „Als Frank sterben mußte“

Tagebuch einer Mutter

Dieses Buch ist Dokumentation und gleichzeitig Ergebnis einer langjährigen Trauerarbeit. Leonore Matouschek verlor ihren sechsjährigen Sohn durch einen Verkehrsunfall. Der Tod ihres Kindes hat die Beziehung zu ihrer Familie, zu ihrer gesamten Umwelt und ihr Selbstbild verändert. Ihre Tagebuchaufzeichnungen zeigen, dass die Annahme von Trauer der schmerzhafte, aber einzige Weg ist, auch das eigene Leben nach dem Verlust eines Menschen erneut anzunehmen und weiterzuführen. Das Buch will Menschen weiterhelfen, die um einen Menschen trauern und versuchen, diesen Verlust mühsam zu begreifen und zu akzeptieren.

Leseprobe aus dem Inhalt:

Die Trauerfeier

Ich habe hier sehr deutlich das Wort »Abschied« gefühlt. Nicht Trennung. So weit bin ich noch nicht, dass ich wirklich wüsste, was Trennung bedeutet. Aber Abschied schon. Ich empfinde einen. Abschied, der bis in mein Innerstes reicht, Abschied von vielem was mir lieb war. Noch kann ich nur ahnen, dass ich heute nicht nur den traurigen Abschied von meinem Sohn erlebe, sondern dass in diesem Sarg eben auch Teile von mir liegen, die es zu verabschieden gilt! Abschied von der Lebendigkeit überhaupt. Dennoch tröstende Worte in dieser Abschiedsfeier. Vertröstend auf ein Wiedersehen in der Ewigkeit. Daran habe ich immer geglaubt, das war ein Kernpunkt meiner Gläubigkeit, dieses Wiedersehen. Heute habe ich trotzdem Angst. Ich möchte gerne glauben und fühlen, was der Chor zum Schluss singt: »Nun weiß ich, wo du bist! / Es rief dich Jesus Christ / zur ew’gen Ruh‘ nach droben / fällt mir’s auch schwer zu loben / und kommt es hart mir an, / was Gott hier hat getan. / Schweig doch mein Herze still meines Gottes Will‘.«

In mir schreit es aber immer nur: Nie mehr Frank, nie mehr, nie mehr! So gehen wir drei hinaus, Heiner, Anne und ich. Und dieses »nie mehr« nehmen wir mit.

Die vielen Gesichter — ich mag nicht hoch sehen. Um dreihundertfünfzig Menschen stehen an diesem Tag bei uns. Viele fühlen vielleicht wie wir das Entsetzen. Ich halte Annes kleine Hand in meiner und denke: Ein vierjähriges Kind soll sich mit dem Tod ihres Bruders auseinandersetzen, mit dem es jeden Tag zusammen war – bis jetzt sein Leben lang.

10,30 

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